NNN-Artikel zur aktuellen Lage unseres Vereins

Am 25. März 2020 ist in der NNN ein Interview mit unserem Vorsitzenden Uwe Richter zur aktuellen Lage des WSW Rostock erschienen. Dieses Interview möchten wir an dieser Stelle gern mit Euch teilen.

NNN-Artikel vom 25.03.2020 über die aktuelle Situation unseres Vereins

TEXTVERSION: Uwe Richter, Vereins-Chef des WSW Rostock, im Gespräch mit NNN: Ohne das Flussbad würden uns 70 bis 80 Prozent der Gesamteinnahmen wegbrechen

Die Sonne scheint prachtvollst, das Kassenhäuschen verheißt »Geöffnet bis 19 Uhr« und »Wasser 25 Grad«. Doch dies ist noch die Aufschrift vom Spätsommer des Vorjahres. 2020 wird das Flussbad vorläufig keine Gäste haben. Was die Corona-Pandemie für Auswirkungen auf die Sport- und Erholungsstätte sowie den sie betreibenden Verein Wassersport Warnow Rostock hat, dazu befragte Redakteur Peter Richter den Vorstandsvorsitzenden und Sportlichen Leiter des WSW sowie Bad-Leiter Uwe Richter.

Fangen wir mit dem Sportlichen an: Mit dem Italiener Livio Cocozza wollte der WSW eigentlich durchstarten und u.a. in den nächsten Jahren sowohl mit der U18 als auch der Frauen-Mannschaft in die 1. Liga. Doch der neue Trainer ist schon wieder weg?!

Das stimmt. Livio hat uns nach nur drei Monaten Richtung Chemnitz verlassen. Er war offenbar von völlig anderen Voraussetzungen ausgegangen. Hinzu kamen Kommunikationsprobleme, weil er kein Deutsch spricht. Am gravierendsten jedoch war, dass Livio als ehemaliger Leistungs-Schwimmer von diesem Metier fraglos viel Ahnung hat, doch was Wasserball betrifft, da machte er sich selber etwas vor. Das war sowohl methodisch als auch pädagogisch einfach schlecht. Jetzt suchen wir gemeinsam mit seinem Vorgänger Sándor Vass in Ruhe für die nächste Saison einen neuen Trainer.

Der WSW-Wasserball-Nachwuchs lag 2019/20 hervorragend im Rennen.
Ja, aber leidermusste die Saison ausgesetzt werden. Das betrifft auch die Deutschen Meisterschaften in der U14, die an diesem Wochenende in Plauen stattfinden sollten. Da sind wir unter den letzten Zwölf, das ist unser bislang größter Erfolg in dieser Altersklasse. Und beim Norddeutschen Pokal der U12 in Hannover hätten wir uns mit sehr großer Wahrscheinlichkeit für den Deutschen Pokal qualifiziert und wären stark genug gewesen, auch die Endrunde der letzten Acht zu erreichen.

Ist der WSW auch, wie andere Vereine, aufgrund der aktuellen Situation bereits von Mitgliedschafts-Kündigungen betroffen?
Ja, aber noch in unbedeutendem Ausmaß. Wir hoffen, dass alle trotz des nicht von uns verschuldeten Wegfalls derHallenzeiten mindestens bis nach Ostern stillhalten und nicht die große Austrittswelle kommt. Sonst wäre zu befürchten, dass es drastische Einschnitte gibt. Aber die Mitgliedschaft im Verein ist nur einer von drei Teilen unseres »Geschäfts«, und dadurch, dass sich bei uns 80 Prozent der Angebote an Kinder im Vorschul-Alter richtet, haben wir ohnehin eine relativ große Fluktuation.

Das zweite Standbein ist das Flussbad. Das Osterfest, das für den 11. April geplant war, musste schon gestrichen werden. Dass die Saisoneröffnung wie vorgesehen am 1.Mai erfolgen kann, ist wenig wahrscheinlich…
Ja, leider. Im Flussbad sind das öffentliche Baden und die dort als Tagescamp mit entsprechender Betreuung angelegten Schwimm-Kurse unsere Schwerpunkte. Da die Kapazitäten in der Neptun-Halle dafür nicht ausreichen, bringen wir den Kindern in den Sommerferien draußen das Schwimmen bei. Das würden wir jetzt im dritten Jahr machen. Dabei kalkulieren wir im Schnitt mit 150 bis 200 Kindern. An Badegästen rechnen wir mit 25.000 pro Jahr. Zudem haben wir bei uns Pächter, die den Kiosk bewirtschaften beziehungsweise einen Bootsverleih unterhalten.

Und die dritte Säule…

…ist die Vermietung von Teilen des Geländes für Feiern. Insgesamt bedeutet das, dass uns ohne das Flussbad 70 bis 80 Prozent der Gesamteinnahmen wegbrechen würden, und das wäre natürlich sehr kritisch.

Bis dahin, dass dieExistenz des Vereins auf dem Spiel stünde?
Im Augenblick haben wir noch genug Mittel, um unsere Existenz zu sichern. Wir befürchten aber, dass die Saison akut gefährdet ist. Wir halten das Gelände inSchuss, so dass wir startklar sind und im Sommer jederzeit öffnen könnten. Noch sehe ich die Lage entspannt: Wird der ganze Mai abgesagt, ist das keine Katastrophe. Da steht unser Rekord bei 3000 Gästen, im Schnitt kommen 1000. Wenn die ausbleiben und es bei uns erst im Juni losgeht, wäre das locker zu verkraften. Aber wenn wir gar keine Einnahmen aus dem Flussbad haben, und dem stehen Ausgaben von 70.000 Euro gegenüber, das könnten wir dann, wie gesagt, nicht verkraften. Allein für unseren größten Posten, die Personalkosten (der WSW hat 13 lizenzierte Übungsleiter, davon drei hauptamtliche Vollzeit-Kräfte – d. Red.), benötigen wir 10.000 Euro im Monat.

Hieße im Extremfall, dass Sie sich selbst in Kurzarbeit schicken müssten?
Wenn sich die Situation derart zuspitzen und unser dreiköpfiger Vereinsvorstand das beschließen sollte: Ja, das könnte, wird aber hoffentlich nicht passieren. Ich denke, dass die Politik dagegensteuern wird, und wir rechnen nicht damit, dass es bis zu Kurzarbeit oder Entlassungen kommt, sondern gehen davon aus, dass irgendwann, und sei es nach einigen Monaten, wieder ein normaler Betrieb erfolgen kann.

Sie bewahren sich also den Optimismus…
Ja, auch, weil der Vorschulsport enorm nachgefragt ist. Da haben wir uns einen guten Ruf erworben und müssen nicht bei Null anfangen. Wir haben zwar enorme Fixkosten, aber die sind nicht so hoch, als dass man daran zugrundegehen müsste. Nur darf die gegenwärtige Situation natürlich nicht zum Dauerzustand werden.

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IN KÜRZE

Der 100.Geburtstagnaht: Das Flussbad wurde am 26.Mai 1922 eröffnet. Der Saisonstart 98 Jahre später soll mit der Premiere der neuen Beachsoccer-Anlage einhergehen.
Der 1998 gegründete Verein Wassersport Warnow Rostock (WSW), der zunächst den Namen »Lederhexen« trug, hat etwa 1.100 Mitglieder, die sich in 60 Trainingsgruppen ertüchtigen.

Internet: www.flussbad-rostock.de & www.wsw-rostock.de